Über Ruanda

Ein Besuch in Ruanda ist eine hervorragende Einführung in den gesamten afrikanischen Kontinent – insbesondere aufgrund des sehr angenehmen Klimas, der hohen Sicherheit und Stabilität, der allgemeinen Freundlichkeit der Bevölkerung und der Möglichkeit, alle wichtigen Sehenswürdigkeiten innerhalb weniger Stunden zu erreichen. Doch Ruanda ist mehr als nur ein Teil Afrikas; es bildet einen Mikrokosmos für sich. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit und des hügeligen Terrains gehörte es zu den letzten Orten, die mit dem Rest der Welt in Kontakt kamen. Die Ruander sind patriotisch, stolz und eher zurückhaltend, wodurch sich eine ganz eigene Kultur entwickeln konnte. Die starke Hinwendung der aktuellen Regierung zur Globalisierung und zu modernen Werten hat zu einer faszinierenden Mischung aus Alt und Neu, Traditionen und Wandel geführt.


Physische Geographie:

Ruanda ist ein kleines Binnenland an der Grenze zwischen Ost- und Zentralafrika mit einer Fläche von 26.338 km². Es liegt etwa 120 km südlich des Äquators, 1.200 km westlich des Indischen Ozeans und 2.000 km östlich des Atlantischen Ozeans. Zu den Nachbarländern zählen die Demokratische Republik Kongo (DRK) im Westen, Tansania im Osten, Uganda im Norden und Burundi im Süden. Trotz der Nähe zum Äquator herrscht in Ruanda ein relativ mildes Klima mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von rund 24 °C und regelmäßigen Niederschlägen. Es gibt zwei Hauptregenzeiten von Mitte September bis Dezember und von Ende Januar bis Mai. Dies ist vor allem auf die Höhenlage des Landes zurückzuführen, die zwischen 1.000 m und 4.507 m variiert. Ruanda wird aufgrund seiner Lage am östlichen Rand des Albertine-Grabenbruchs, der Teil der Wasserscheide von Nil und Kongo ist, auch als „Land der tausend Hügel“ bezeichnet.


Geschichte:

Die Geschichte Ruandas lässt sich in fünf unterschiedliche Perioden unterteilen. Dazu gehören die vorkoloniale Zeit bis zum späten 19. Jahrhundert, die Kolonialzeit bis 1962, die Zeit der Unabhängigkeit und der anhaltenden Spannungen zwischen den beiden größten Bevölkerungsgruppen, der Völkermord von 1994 und die Phase nach dem Völkermord.


In vorkolonialer Zeit war die ruandische Gesellschaft als Königreich organisiert und umfasste drei sozioökonomische Gruppen: die Viehzüchter der Tutsi, die Ackerbauern der Hutu und die Jäger und Sammler der Twa. Obwohl die Tutsi in der Minderheit waren, übten sie traditionell im Rahmen eines Feudalsystems die Macht aus. Während der Kolonialzeit geriet das Königreich unter die Herrschaft Deutschlands und später Belgiens. Beide Kolonialmächte akzeptierten, nutzten und verschärften dieses hierarchische System. Die Spannungen nahmen zu, und bis zur Unabhängigkeit 1962 entmachtete die Hutu-Mehrheit die Monarchie und bildete die erste Regierung Ruandas. Es folgte eine Phase nahezu permanenter Instabilität mit häufigen Zusammenstößen zwischen Hutu und Tutsi sowie mehreren schwerwiegenden Zwischenfällen, darunter ein offener Bürgerkrieg, der 1990 begann. Der tragische Höhepunkt war der 1994 begangene Völkermord, der als einer der effektivsten in der Weltgeschichte gilt.


Die Entwicklungen nach dem Völkermord grenzen an ein Wunder. Ruanda zählt heute zu den sichersten und stabilsten Ländern Afrikas. Darüber hinaus hat die Regierung einen beeindruckenden Kurs hin zu nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung und Armutsbekämpfung eingeschlagen.

Kultur:

Da Ruanda bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend von der übrigen Welt isoliert war, konnte das Land mit seiner Bevölkerung eine sehr vielfältige und dynamische Kultur entwickeln. Obwohl die Globalisierung zunehmend Einfluss auf die moderne ruandische Gesellschaft nimmt, vermischen sich alte lokale Bräuche und Traditionen mit Einflüssen aus dem Westen und Osten. Diese faszinierende Mischung weckt bei jedem Besucher den Wunsch, sie zu entdecken und zu verstehen.


Eine Reise entlang der historischen Spuren bietet einen ersten Zugang zur ruandischen Kultur. Trotz des jüngsten Krieges und der damit einhergehenden Zerstörungen sind zahlreiche Kulturdenkmäler erhalten geblieben. Besucher können diese auf einer spannenden Reise durch „5 Jahrhunderte ostafrikanischer Zivilisation“ erkunden. Zu den Höhepunkten zählen das Nationalmuseum, alte Königspaläste, prächtige Gebäude und Teeplantagen aus der Kolonialzeit sowie die Überreste des Bürgerkriegs und des Völkermords Anfang der 1990er-Jahre.


Während Kulturstätten für viele im Vordergrund stehen, sind es meist die alltäglichen Eindrücke der lebendigen, zeitgenössischen Kultur, die den größten Eindruck hinterlassen. Ein absolutes Muss für die meisten Besucher ist eine Aufführung der eleganten Intore-Tänzer sowie der Besuch bei den hochgelobten Kunsthandwerkern, die mit unterschiedlichsten Materialien wie Bananenblättern, Sisal, Holz, Ton und sogar Kuhdung arbeiten. Doch darüber hinaus prägt jeder Dorfbesuch, jede Begegnung mit Einheimischen und jeder bedeutungsvolle kulturelle Austausch die Eindrücke und Geschichten eines einzigartigen, freundlichen Volkes und seines wunderschönen Landes.